Bei WiseTech umgeben wir uns mit unglaublich smarten Menschen mit diversen und vielschichtigen Erfahrungen, einer Fülle an Talenten und zielgerichteter Motivation. Wir schätzen und respektieren unsere Mitarbeiter*innen für ihre Individualität, Kreativität und Innovation, und wir ermutigen sie dazu, ihre Persönlichkeit in ihre Arbeit einzubringen.

Wir haben uns mit Tomislav Bozic, einem Softwareentwickler bei WiseTech Global, unterhalten, um mehr über seinen beruflichen Werdegang und seine Erfahrungen bei uns zu erfahren und um herauszufinden, welchen Rat er für autistische und neurodiverse Menschen hat, die eine Karriere in der Technologiebranche in Betracht ziehen.

Wann hast du den Entschluss gefasst, in der Technologiebranche zu arbeiten?

Im Alter von etwa fünf oder sechs Jahren. Ich habe damals gerne auf dem Commodore VIC-20-Computer meines Onkels gespielt. Es ist wohl nicht überraschend, dass Informatik in der Schule mein Lieblingsfach war. Mein Lieblings-Computerprogramm damals war „Turtle Graphics“. Dabei musste man eine Reihe von Befehlen eintippen, um eine Schildkröte auf dem Bildschirm zu bewegen und dadurch ein Bild zu malen. Damals war mir noch nicht klar, dass ich damit eigentlich schon programmiert habe.

Als ich 13 Jahre alt war, stand fest, dass ich damit auch mein Geld verdienen möchte. Ich hatte mittlerweile einen eigenen Computer und habe mir dann die Programmiersprache QuickBASIC mithilfe des Buchs „Mastering QuickBASIC“ selbst beigebracht. Erst vor kurzem habe ich mit aus purer Nostalgie wieder ein Exemplar dieses Buches gekauft, nachdem ich es bereits vor Jahren verloren habe, um mich wieder an den Beginn meiner Karriere versetzen zu können.

Wie bist du zu WiseTech gestoßen?

Unser CEO, Richard White, hat im Jahr 2012, anlässlich des ersten „Big Day In“ an der University of Technology Sydney, wo ich damals Ingenieurwesen studiert habe, eine Präsentation gehalten. Seine Rede hat mich wirklich inspiriert und mir wurde in diesem Moment einfach klar, dass ich für ihn arbeiten möchte. Also habe ich alles stehen und liegen gelassen, mich direkt beworben und viereinhalb Monate später eine Stelle als Associate Developer bei WiseTech angeboten bekommen.

Ich bin aber vor allem aufgrund meines Anschreibens aufgefallen. Es war sehr ehrlich und originell, und Richard hat offensichtlich Potenzial in mir gesehen. Er hat mein Anschreiben sogar rahmen und im Büro aufhängen lassen, was für mich das größte Kompliment überhaupt war. Richard hat ein gutes Auge für Verborgenes und ich werde ihm auf ewig dafür dankbar sein, dass er mein Potenzial damals erkannt hat.

Wie hat sich deine Karriere in deiner Zeit bei WiseTech weiterentwickelt?

Als ich damals bei WiseTech angefangen habe, gab es weder ein Einstiegsprogramm noch die Möglichkeit, durch Jobrotation die verschiedenen Teams kennenzulernen. Im Jahre 2015 habe ich mich freiwillig für unser Training zur Einführung in das Defensive Programmieren gemeldet, woraus sich das ausgereifte Rotationsprogramm entwickelt hat, das wir heute haben. Durch die Rotation bin ich zum PAVE-Team gekommen (das ist das Team, das sich um unsere „Productivity, Acceleration and Visualisation Engine“ kümmert), und bin seitdem ein fester Bestandteil dieses Teams.

Zudem bin ich ein Mentor für Werkstudierende und neue Mitarbeiter*innen, was für mich sehr bereichernd ist. Ich werde von meinem Teamleiter und meinen Schützlingen für meine Mentoring-Fähigkeiten sehr geschätzt, weil ich einerseits einfühlsam bin, aber mich andererseits auch gut in Menschen hineinversetzen kann und weiß, wie es sich anfühlt, wenn man neu in einem Team ist.

Neue Mitarbeiter*innen in der Jobrotation machen immer mal wieder Fehler, aber ich nehme ihnen das nicht übel. Sie wurden alle aufgrund ihrer Intelligenz und Kompetenz eingestellt, so dass wir nie jemanden aufgrund seiner Fehler niedermachen würden. Ich verfolge diesen Ansatz in meiner Tätigkeit als Mentor ebenfalls.

Was gefällt dir an deiner Arbeit bei WiseTech am besten?

Mein Team. Wir sind ein kleines, gut eingespieltes Team, und wir unterstützen uns gegenseitig, um großartige Ergebnisse zu erzielen. Ich bin genauso viel wert, wie alle anderen Teammitglieder. Das Ironische an der Pandemie ist, dass sie mein Team zwar räumlich getrennt hat, uns jedoch näher zusammenrücken hat lassen, als jemals zuvor.

Als ich angefangen habe, hatte das Unternehmen insgesamt nur etwa 300 Mitarbeiter und unser CEO Richard saß mit uns zusammen im Großraumbüro, was ihm persönlich sehr wichtig war - So konnte jeder an seinen Schreibtisch herantreten und ihm Fragen stellen. Unsere flache Hierarchie und unser Mantra „Jeder kann jederzeit und aus jedem Grund mit jedem sprechen“ entstammen reellen Situationen. Das schätze ich an diesem Unternehmen wirklich. Dies gilt auch heute noch, obwohl wir seither erheblich gewachsen sind.

Wie empfindest du die Arbeit bei WiseTech Global als jemand aus dem autistischen Spektrum?

Ganz ehrlich - es ist und bleibt eine lebensverändernde Erfahrung für mich. Ich bin jetzt seit achteinhalb Jahren dabei, und führe seitdem ein unabhängiges Leben und bin ein produktives Mitglied der Gesellschaft. Was ich an diesem Unternehmen wirklich schätze, ist, dass nach Talenten gesucht wird die anderen Unternehmen vielleicht entgangen sind und diese dann eingestellt und gefördert werden. Ich glaube, dass gerade diese Leute einen erheblichen Beitrag zum großen Erfolg von WiseTech geleistet haben. Ich genieße außerdem die bewusste Unternehmenskultur, durch die sich WiseTech von vielen anderen Unternehmen abhebt.

Unsere Umstellung auf ein hybrides Arbeitsmodell hat mein Leben erheblich erleichtert und ich bin viel produktiverer geworden. Ich bevorzuge die Arbeit in einer ruhigeren Umgebung, wie sie nur zu Hause möglich ist. Außerdem kommuniziere ich lieber über textgestützte Plattformen wie Microsoft Teams und Stack Overflow, da ich dort meine Fragen und Antworten präziser formulieren und kommunizieren kann.

Als autistische Person habe ich nach wie vor Probleme mit verbaler Kommunikation, daher ziehe ich dieses Arbeitsmodell vor, was bedeutet, dass die Pandemie für mich nicht ausschließlich negativ konnotiert war. Meine neue Arbeitsumgebung gefällt mir und meinen autistischen Kollegen bei WiseTech und sicher auch in anderen Unternehmen einfach besser.

Welche positiven Effekte kann ein Unternehmen durch die Einstellung von Menschen aus dem autistischen Spektrum erzielen?

Man findet dabei leidenschaftliche Problemlöser, die entschlossen sind, ihre Aufgaben auf die bestmögliche Weise zu erledigen, aber auch einzigartige Denkweisen, Einsichten und Perspektiven. Außerdem kann man hierbei äußerst loyale Mitarbeiter*innen finden, denn viele autistische Menschen sind froh, endlich eine Arbeitsstelle zu haben. Sie bringen natürliche Fähigkeiten mit, die sich für das Unternehmen als sehr wertvoll erweisen können und werden dafür geschätzt.

Ihr wisst vermutlich, dass die Arbeitslosenquote unter autistischen Menschen höher ist als im Rest der Bevölkerung. Ich bin jetzt 37 und hatte bis zu meinem 28. Lebensjahr keinen Vollzeitjob. Das hat mein Leben eindeutig verändert. Vor meiner Karriere bei WiseTech habe ich mich selbst für quasi arbeitsunfähig gehalten und mich einige Jahre lang nicht einmal ernsthaft beworben.

Aber der Schritt zurück zur Uni, neue Freundschaften und das Engagement in studentischen Gruppen haben mir wirklich geholfen, mein Selbstvertrauen und mein Selbstwertgefühl zu stärken. Das war für mich der Auslöser, mich wieder auf dem Arbeitsmarkt umzusehen. 2012 habe ich mich aktiv um eine Festanstellung gekümmert, und schließlich habe ich bei WiseTech meine Chance bekommen.

Welchen Rat würdest du anderen Menschen im autistischen Spektrum mitgeben, die eine Karriere in der Technologiebranche anstreben?

Erstmal würde ich sagen „Gratulation, du hast den richtigen Berufsweg eingeschlagen! Deine besonderen, autistischen Züge sind in der IT-Branche sehr gefragt, und es ist sehr wahrscheinlich, dass einige deiner zukünftigen Kollegen ebenfalls im Spektrum sind und du dich schnell zugehörig fühlen wirst.

Du musst einen Katalysator finden, der dich motiviert und anspornt, rauszugehen, einen Job zu finden und dich gut zu verkaufen.“ In meinem Falle war es mein Bewerbungsschreiben, durch das ich auf mich aufmerksam gemacht habe, aber jede*r schlägt letztendlich seinen eigenen Weg ein. Man muss einen eigenen Weg finden, sich als autistische Person zu präsentieren, wenn neurotypische, konventionelle Ansätze für einen nicht funktionieren.

Ich bin auch davon überzeugt, dass man seine persönlichen Werte herausarbeiten und sein Selbstwertgefühl aufbauen muss. Dabei können soziale Kontakte eine sehr wichtige Rolle spielen. Ich setze mich gerne für andere ein und helfe meinen autistischen Mitmenschen, die arbeitslos sind oder das Gefühl haben, arbeitsunfähig zu sein. Ich bin Leiter einer Meetup-Gruppe und zudem Vorsitzender des Sydney Autism Community Lions Club, der sich für die Förderung und Fürsprache von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen einsetzt.