Gespräch mit Pedro de Souza Winkler, einem Softwareentwickler bei WiseTech Global, Schweiz. Pedro begann seine Karriere vor fünf Jahren als Auszubildender bei SISA, bevor er in das Entwicklungsteam bei WiseTech wechselte und derzeit einen Bachelor of Applied Science studiert.
Mit Eltern aus verschiedenen Kulturkreisen hatte Pedro einen einzigartigen Hintergrund, der ihm, wie er sagt, ein Bewusstsein und eine Wertschätzung für andere Kulturen und Sichtweisen vermittelt hat.
Wir haben uns mit Pedro über seinen multikulturellen Hintergrund unterhalten, wie er ihn zu der Person geformt hat, die er heute ist, und wie er seinen Berufsweg beeinflusst hat.
Ihre Mutter ist Brasilianerin und ihr Vater ist Schweizer. Wie war es, mit Eltern aus zwei verschiedenen Kulturkreisen aufzuwachsen und wie hat Sie das beeinflusst?
Für mich ist das ziemlich normal und ich kenne es nicht anders, als in zwei Kulturen zu leben. Es wird bereits aus meinem Namen ersichtlich, weil ich zwei Nachnamen habe. Das ist in der Schweiz ungewöhnlich, es sei denn man ist verheiratet. Ich bin sowohl mit der mütterlichen Seite meiner Familie verbunden, als auch mit der väterlichen Seite.
Ich bin dafür ganz ehrlich dankbar, weil ich so die Chance hatte, mit zwei komplett unterschiedlichen Welten aufzuwachsen und beide Kulturen zu erleben. In beiden fühle ich mich gleich zu Hause. Außerdem ist das für die nächste Weltmeisterschaft sehr vorteilhaft, wenn Brasilien gegen die Schweiz spielt, weil ich ja nur gewinnen kann!
Vor Ihrem Berufsleben sind Sie oft mit Ihrer Familie umgezogen. Können Sie uns ein bisschen davon erzählen?
Schon seit meiner Geburt sind meine Eltern, aus beruflichen Gründen, ungewöhnlich oft umgezogen. Ich wurde in Brasilien geboren, aber meine Eltern sind ein paar Monate später nach Frankreich gezogen. Die ersten Jahre meiner Kindheit habe ich in Frankreich gelebt, wo ich den Kindergarten besucht und die ersten Grundschuljahre verbracht habe. Von dort aus sind wir in die Schweiz gezogen und dann wieder zurück nach Brasilien und dann noch einmal in die Schweiz.
Auch innerhalb der Schweiz sind wir oft von einer Region in eine andere umgezogen. Es war für mich ziemlich schwierig, mich ständig in einem neuen Ort einzugewöhnen, vor allem, weil ich so oft die Schule wechselte. Die Sprache war die größte Herausforderung. Während der ersten Grundschuljahre in einer französischen Schule habe ich hauptsächlich Französisch gesprochen. Dann sind wir in die Schweiz gekommen und alles war deutsch. Dank meines Vaters konnte ich Deutsch, sodass ich zumindest schnell neue Freunde finden konnte.
Ich würde sagen, dass ich deshalb offener für die Sichtweisen und Ideen anderer Leute bin, weil ich während meines Lebens so viele Menschen aus verschiedenen Ländern und allen Gesellschaftsschichten kennengelernt habe.
Wie hat Ihr Hintergrund Ihren Berufsweg beeinflusst?
Da ich ständig die Schule gewechselt habe, waren die sprach- und geisteswissenschaftlichen Fächer ziemlich schwierig für mich. Dafür konnte ich meine mathematischen und logischen Fähigkeiten durch die Schulwechsel verbessern, denn Zahlen sind international. Dies hatte sicherlich einen Einfluss auf meine Entscheidung, in die Softwareentwicklung zu gehen.
Nach einem Umzug nach Basel und während ich die Sekundarstufe beendete, begann ich mich für eine Ausbildungsstelle als Softwareentwickler zu bewerben. So kam ich zu SISA, wo ich meine Ausbildung absolvierte. Gleichzeitig besuchte ich eine Berufsmaturitätsschule, was mir die Möglichkeit gab, an der Fachhochschule zu studieren, wo ich jetzt berufsbegleitend studiere.
Am meisten gefällt mir an der Technologiebranche, dass sie sich ständig weiterentwickelt und man mit den neuesten Entwicklungen Schritt halten muss. Man muss sich ständig weiterbilden, und das macht mir wirklich Spaß, weil ich immer etwas Neues lerne.
Mein Rat an jemanden, der eine Karriere im technischen Bereich in Erwägung zieht, wäre, gut mit Zahlen umgehen zu können, Spaß am Lernen zu haben und vor allem geduldig zu sein, denn Softwareentwicklung ist nicht immer einfach!
Gibt es eine Leistung, auf die Sie besonders stolz sind?
Als ich neu in die Grundschule kam, nachdem meine Eltern in die Schweiz gezogen waren, sagten die Lehrer mir und meinen Eltern, dass ich nicht für diese Schule geeignet sei und dass ich Lernschwierigkeiten hätte. Sie sagten, dass ich Probleme hätte, dem Unterricht zu folgen und dass mein geistiges Niveau unter dem Klassendurchschnitt läge. Und dass ich es jetzt so weit gebracht habe, dass ich in Teilzeit als Entwickler arbeite und nebenbei die Fachhochschule besuche, darauf bin ich wirklich stolz. Dass ich den Leuten, die mich damals kritisiert haben, zeigen kann, dass sie sich in mir getäuscht haben und dass ich in der Lage bin, meine Ziele zu erreichen.
Was motiviert Sie jeden Tag?
Das Wissen, dass es jeden Tag eine Herausforderung zu bewältigen gibt, motiviert mich. Ich mag es, mich in ein Abenteuer zu stürzen. Wichtig sind für mich aber auch meine Familie und die Menschen, die mir nahe stehen. Von ihnen lasse ich mich auch motivieren. Und ich freue mich riesig darauf, mehr von der Welt zu sehen und noch dieses Jahr für ein Austauschsemester nach Australien zu gehen.